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Länder, die auf -istan enden: Usbekistan und Kirgistan

  • Martin Stahl
  • vor 7 Stunden
  • 17 Min. Lesezeit

Wir wissen so gut wie nichts über die zentralasiatischen Länder wie Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan (ja, da fehlt das i) oder Kirgistan, bis auf hier und da mal ein Bild eines eindrucksvollen Bauwerks oder futuristischer Städte, wenn der jeweilige Herrscher wieder einmal seiner Fantasie Freilauf gegeben hat. Und dass es ehemalige Sowjetrepubliken sind. Daher war es nun Zeit für sie und da ich im Katalog eines Reiseanbieters eine passende Rundreise durch Usbekistan und Kirgistan fand, buchte ich diese zum Jahresanfang. Bereits am Januar war die Reise an meinem Termin ausgebucht, wobei ich es angenehm finde, dass die maximale Gruppengröße 12 Leute beträgt.


10.08.25

TK 1588 Frankfurt-Istanbul

A330-300 TC-JOJ, Gate C19, Sitz 36 K

Startbahn 18, Landebahn 34 L

Flugzeit planmäßig 11:25 – 15:40, tatsächlich 11.35 – 15:34


Zug zum Flug war Teil der Reise, aber da es am Sonntagmorgen keine passende Bahnverbindung zum Flughafen gab, fuhr mich ein Freund hin und setzte mich am Terminal C ab. Der Koffer wurde gleich bis ins usbekische Urgench durchgecheckt, aber ich flog erst einmal nur bis Istanbul, denn bei einer Umsteigezeit ab 6 Stunden bietet Turkish Airlines kostenlose Ausflüge in die Stadt an. Daher hatte ich bewusst den Mittagsflug gewählt, um einerseits bei Tageslicht in Istanbul zu landen und dann noch genügend Zeit zu haben, um den Flughafen zu erkunden und eine Rundfahrt über den Bosporus zu machen. Der Ausflug wurde von Turkish Airlines organisiert und ich musste nur am Schalter meine Bordkarte für den Anschlussflug vorlegen und ich hatte den Platz im Reisebus. Aber noch war ich ja am Frankfurter Flughafen.

C19 – ein Busgate am hintersten Ende des Terminals 1, das sowohl von Terminal 1 als auch 2 („D 19“) genutzt wird. Vor drei Jahren hatte ich genau dieses Gate schon einmal beim Flug mit Sun Express nach Dalaman. Da genügend Zeit war, erkundigte ich den Flugsteig C ausführlich inklusive dem Transfergang zum Flugsteig B. Der alte Flugsteig C (Gates C4 – 11) ist tote Hose und nur noch C4 und C6 werden überhaupt für Abflüge genutzt. Die anderen Gates nur noch für Ankünfte und zufällig kam zu dieser Zeit mein Turkish Airlines-Flieger am Gate C8 an und präsentierte sich für das Foto.

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Da C8 nur für Ankünfte, aber nicht für Abflüge genutzt werden kann, stiegen wir bei C19 in den Bus, wurden zur Parkposition C8 gefahren und stiegen dort in das Flugzeug. Aber nicht wie erwartet über Treppen vorne und hinten, sondern das Flugzeug war immer noch mit der Fluggastbrücke an C8 angedockt und wir betraten C8 durch die Außentür, die Treppe hoch und dann über die Fluggastbrücke rein ins Flugzeug. Ein solches Boarding hatte ich bisher auch noch nicht erlebt.

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Der Flieger war praktisch voll und nur einer von fünf Flügen, die Turkish Airlines täglich nach Istanbul anbietet. In Istanbul hat die Airline ein großes Drehkreuz für Flüge in alle Welt eingerichtet. Um 11:54 hoben wir auf der Startbahn West ab und hatten bei durchgehend klarem Himmel bestes Flugwetter über Österreich, Ungarn, Serbien, Bulgarien und den europäischen Teil der Türkei.

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Belgrad mit dem Flughafen, wo ich Ostern erst umgestiegen bin.

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Anflug auf Istanbul, hier das Atatürk-Stadion.

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Um 15.16 Uhr setzten wir auf der westlichsten der fünf Parallelbahnen auf und rollten noch eine Viertelstunde, bis wir an den anderen Bahnen und den Flugsteigen des Terminals vorbei waren.

Ich erkundete den Flughafen, fotografierte Flugzeuge, die es bei uns nicht zu sehen gibt und war am Abend einer von 100 Reisenden, die mit drei Bussen in die Innenstadt zum Goldenen Horn fuhren, wo das Ausflugschiff aus uns wartet. Eine Stunde lang fuhren wir bei Sonnenuntergang über den Bosporus und erlebten die europäische und asiatische Seite Istanbuls vom Wasser aus.


Der Galataturm – das Wahrzeichen der historischen Altstadt.

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Sonnenuntergang hinter der Galatabrücke.

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Die Galatabrücke und die neue Moschee im Abendlicht.

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Nach der Bootsfahrt bekamen wir noch ein Abendessen in einem Lokal in der Altstadt und das war so organisiert, dass alle 100 Teilenehmer in einer guten halben Stunde gegessen hatten. Kurz nach 23 Uhr waren alle wieder draußen am Flughafen und ich hatte noch zwei Stunden bis zum Weiterflug nach Urgench im Westen Usbekistans.


11.08.25

TK 262 Istanbul-Urgench

A321Neo TC-LPI, Gate E3, Sitz 30 A

Startbahn 36, Landebahn 31

Flugzeit planmäßig 1:15 – 7:10, tatsächlich 1:12 – 6:47


Auch dieser Flug war gut gebucht und von dem Nachtflug übers Schwarze Meer erwartete ich nicht viel. Aber die Route führte überwiegend über die Türkei und es gab die meiste Zeit hell erleuchtete Städte zu sehen. Ich schlief sogar eine Stunde.

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Istanbul zu beiden Seiten des Bosporus.

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Anflug auf Urgench in der Morgendämmerung.

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Der Flughafen Urgench. Zuerst hatte ich Bedenken wegen des Fotografierens auf dem Flughafen, aber das war auf alle Flughäfen in Usbekistan und Kirgistan kein Problem.

Auf dem Flughafen ging es sehr ruhig zu. Außer unserem Flieger gab es nur eine Frachtmaschine und später landete noch ein Airbus von einem Inlandsflug.

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Die Einreise verlief ohne Komplikationen und vor dem Flughafen wartete unser stets gut gelaunter Reiseleiter, mit dem wir die kommende Woche durch Usbekistan reisen sollten. Urgench war der Flughafen, der am nächsten unserem ersten Ziel war, nämlich Chiwa. In den nächsten Tagen reisten wir von Westen nach Osten auf den Spuren der alten Seidenstraße und durchquerten dabei fast das ganze Land: Chiwa, Buchara, Samarkand und die Hauptstadt Tashkent.

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Noch keine Sehenswürdigkeit, sondern nur der Innenhof unseres ersten Hotels in der historischen Altstadt von Chiwa.

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Chiwa ist von allen Städten die mit dem größten orientalischen Flair. Eine dicke Stadtmauer, Gebäude aus Lehm und Stroh, Moscheen und Minarette. Die ganze Altstadt zählt als Unesco-Weltkulturerbe. Chiwa war als Oastenstadt einer der Stützpunkte auf der Seidenstraße und erinnerte mich als Science Fiction-Fan auch an Tattoine, die Heimat von Luke Skywalker aus Star Wars. Die damaligen Herrscher führten ein strenges Regiment und die häufigsten Begriffe unseres Reiseleiters waren "Lecker!" und "Kopf ab!"

Da wir die Hotelzimmer noch nicht beziehen konnten, begann gleich nach der Ankunft die Stadtführung. Wir waren nach dem Nachtflug übermüdet, es war heiß und wir einfach fertig. Zum Glück konnten wir schon um 12 Uhr in unsere Zimmer - Zellen in der ehemaligen Koranschule - und kamen etwas zur Ruhe.


Wahrzeichen von Chiwa: Das Minarett Kalta Minor aus dem 19. Jahrhundert, dessen Bau eingestellt wurde und das daher nicht so hoch wurde wie geplant.

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Die zu Kalta Minor gehörende Medrese (Koranschule) des Mohammed Amin Khan. Diese Portale und blauen Kachel prägen den Baustil in Usbekistan.

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Die dicke Stadtmauer umgibt die Altstadt von Chiwa.

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Die Islam-Hodscha-Medrese und das dazu gehörige Minarett. Der Turm wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut und ist das höchste Minarett der Stadt.

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Blick von der Stadtmauer über die Altstadt. Im Mittelpunkt die Mohammed Rahim Khan-Medrese - das ist eine andere Koranschule als die von Mohammed Amin Khan. Der Innenhof dieser Medrese beinhaltete unser Hotel.

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Natürlich gab es in Chiwa noch viel mehr zu sehen – Moscheen, Mausoleen, Paläste und verschiedene Handwerker. Gelegentlich gab es das Abendessen im Hotel, meistens aber in einem Lokal oder bei einer einheimischen Familie. Viel Fleisch, gerne mit Fett, Fladenbrot, Samosas (gefüllte Teigtaschen) und Obst. Seit ich die usbekischen Melonen kenne, denke ich, dass unsere Melonen nur halbwegs reif sind, wenn sie verkauft werden.

Der nächste Tag führte uns – nun ausgeschlafen – über 400 km durch die Wüste auf einer weitgehend gut ausgebauten Straße. Die meisten Autos sind weiß lackiert, weil das am billigsten ist. Bei Unfällen kann man sich auf die Versicherung wenig verlassen und zahlt meistens den Schaden selbst, daher fahren die Leute recht umsichtig. Auf den Schnellstraßen gibt es keine Spuren fürs Linksabbieger, wie wir sie kennen, sondern nur nach rechts. Möchte man links abbiegen, muss man so lange fahren, bis es in der Mittelleitplanke eine entsprechende Lücke gibt, dort auf die entgegengesetzte Fahrspur wenden und bis zu gewünschten Ausfahrt zurückfahren. Uns fiel auf, wie sauber es generell war. Sowohl die Straßenränder als auch die öffentlichen Toiletten.

Zu Sowjetzeiten war Usbekistan der primäre Baumwolllieferant. Auch heute gibt es noch Baumwollfelder, aber es werden auch andere Früchte angebaut. Das Weiß der Baumwollkapseln ist Teil der Nationalflagge.

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Der Nachbarstaat Turkmenistan ist sehr isoliert und man hat als Tourist kaum eine Chance, dort reinzukommen. Bei einer Pause auf dem Weg durch die Wüste nach Buchara konnten wir zumindest über den Grenzfluss nach Turkmenistan rüberschauen.

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Buchara – raus aus der Wüste und hinein in die nächste Oase zu einem Hauptknotenpunkt der Seidenstraße. Wir bekamen einen wunderbar erhaltenen Stadtkern aus dem Orient des Mittelalters zu sehen mit noch größeren Medresen und Moscheen als in Chiwa.

Mittelpunkt von Buchara bildet das Wasserbecken Labi Chaus, um das sich inzwischen einige Restaurants angesiedelt haben. Unser Hotel war nur wenige Schritte entfernt in einem alten Haus eines Kaufmanns, aber wunderschön restauriert.

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Das Mausoleum der Samaniden, der ersten nichtarabischen muslimischen Herrscherdynastie, gebaut um 900.

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Die Bolo-Chaus-Moschee mit ihren 40 Säulen aus Holz. 20 Säulen sind echt, die anderen 20 spiegeln sich im Wasser.

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Die Zitadelle (Ark), bis ins 20. Jahrhundert Regierungssitz der Herrscher von Buchara.

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Die Kalon-Moschee aus dem 16. Jahrhundert. Das Minarett, das zu dem Komplex gehört, ist deutlich älter. Es stammt aus dem 13. Jahrhundert und beeindruckte Dschingis Khan so sehr, dass er es im Gegensatz zum Rest der Stadt nicht platt machte.

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Innenhof der Kalon-Moschee.

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Der Kalon-Komplex am Abend.

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Es blieb noch Zeit für einen Besuch im Hamam mit Schwitzen, Dampfbad, Peeling und Massage und dem Kauf eines kleinen Seidenteppichs, den ich schon seit einer Weile im Visier hatte.

Mit Zwischenstopp und Mittagessen in einer Töpferei ging es weiter nach Samarkand. Viele Schafe werden so gezüchtet, dass sie einen Hintern aus purem Fett ausbilden, welches Teil der Gerichte ist.

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Samarkand ist eine der ältesten Städte Zentralasiens und bereits in vorchristlicher Zeit gab es an dieser Stelle eine Siedlung. Samarkand ist deutlich größer als Chiwa und Buchara und bietet neben den historischen Gebäuden auch das, was wir als moderne Stadt kennen. Es bietet einen Mix aus orientalischer Altstadt und sowjetischer Neustadt. Mehr als die anderen Städte prägt es das Usbekistan-Bild, das wir im Westen haben.

Ami Timur, bei uns auch bekannt als Tamerland, war ein zentralasiatischer Heerführer und grausamer Eroberer aus dem 14. Jahrhundert. Bestattet wurde er im Mausoleum in Samarkand, zusammen mit einigen Mitgliedern seiner Familie und weiteren Persönlichkeiten aus seinem Umfeld. Das Mausoleum enthält zwei Kuppeln – die innere ist bei weitem nicht so groß wie die äußere, was einem im Inneren des Mausoleums auffällt.

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Das Zentrum Samarkands ist der Registan-Platz mit gleich drei Medresen, also Koranschulen.

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Möglicherweise reinigte die Dame mit ihrer Schleppe die Treppen der Tillya Kari-Medrese. Oder sie produzierte doch einen Videoclip für TikTok oder Instagram?

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Das Innere dieser Moschee im Innenhof der Tillya Kari-Medrese ist mit Gold geschmückt.

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Abends fuhren wir noch einmal zum Registan, da es eine Lichtershow geben sollte. Wir hatten keine Ahnung, was uns bei dieser Show erwarten sollte. Wir hatten aber schon einmal Glück, weil es diese Lichtershow nun an einigen Abenden im Jahr gibt und unser Reiseleiter hatte erfahren, dass an diesem Abend die Show stattfinden sollte. Letztlich dienten die Medresen als Leinwand für einen höchst beeindruckenden 20minütigen Film über die Geschichte der Welt und Usbekistans.

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Beim Registan gab es gleich zwei Geldautomaten und wir wollten sie nutzen, um noch etwas Bargeld abzuheben. Nur 100000 Som. Zur Orientierung: Ein Euro entspricht 14000 Som. Das machte es schwer, ein Gespür für das Geld zu entwickeln. Nun, beide Geldautomaten spuckten nach Eingabe der Kreditkarte und aller Daten die Meldung aus, dass eine Auszahlung leider nicht möglich wäre. Von insgesamt vier Geldautomaten in Usbekistan hatte nur einer tatsächlich funktioniert. Aber kein Problem, zwischen den beiden Geldautomaten saß ein Mann auf einem Hocker, der Bargeld wechselte.

Ansonsten erlebten wir in Samarkand noch ein Konzert eigens für uns mit Darbietungen am Klavier, der Querflöte und einer Sopranistin, einer Vorführung usbekischer Musikinstrumente (Bei einem Instrument besteht die Membran tatsächlich aus der Haut des Herzbeutels eines Ochsen – Wie kommt man darauf?) und einem Besuch des örtlichen Basars.

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Außerdem sahen wir in einem Themenpark über Traditionshandwerk die Herstellung von Seidenpapier und eine Ölmühle, die durch Wasserkraft angetrieben wird.

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Der islamische Friedhof...

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... und direkt daneben die Gräberstadt Schah-i Sinda. Ein Mausoleum reiht sich an das andere.

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In die usbekische Hauptstadt ging es mit der Bahn. In zwei Stunden legte der moderne Zug die Strecke zwischen Samarkand und Tashkent zurück und es gab für jeden Passagier eine kleine Snacktüte und Kaffee. Da die historische Altstadt von Tashkent derzeit für Besucher gesperrt ist, mussten wir uns mit der Neustadt aus sowjetischen Zeiten begnügen. Daher waren die Eindrücke aus Tashkent völlig anders als aus den anderen Städten, aber nicht weniger interessant. 

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Unser Hotel war in der Nähe des Bahnhofs und hatte sogar einen Pool. Aber die Nutzung des Spa-Bereichs mit dem Pool hätte 35 $ pro Stunde gekostet, also blieb die Badehose in Tashkent trocken. Lieber erkundete ich die umliegenden Straßen und hatte genügend Zeit, zwischendurch auch einmal alleine durch die Stadt zu laufen und das Alltagsleben in der Stadt mitzubekommen.

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Das Plov-Zentrum. Plov ist das traditionelle Reisgericht und bei uns besser als Pilav bekannt. Die Fladenbrote werden traditionell an der Wand des Ofens gebacken. Hier kann man der Herstellung zuschauen und im Nebenraum dann seine Portion verzehren.

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Der Fernsehturm

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Unter der Kuppel ist der Chorsu-Basar, in dem man praktisch alles bekommt.

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Der weiße Brocken auf der Metzgertheke ist das Fett aus dem Hintern der Schafe.

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Auch die Metro, die einzige in Zentralasien, ist wegen der künstlerisch gestalteten Stationen einen Besuch wert. Hier die Station „Kosmonauten“ mit Portraits von Kosmonauten wie Juri Gagarin an der Wand. Im Falle eines Angriffs dienen die Stationen auch als Bunker und daher gibt es viel Sicherheitspersonal in den Metro-Stationen. Früher war daher das Fotografieren in den Stationen verboten. Dies wurde mittlerweile gelockert.

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Direkt gegenüber auf den Straßenseiten: Moderne Luxus-Wohnanlage und Plattenbau.

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Das letzte Abendessen in Usbekistan.

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Kettenkarussell in klein.

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Der Unabhängigkeitsplatz im Zentrum der russischen Neustadt. Die Störche symbolisieren das edle Streben und die Fruchtbarkeit der Usbeken.

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Der Tashkent City Park – eine Parkanlage mit einem Teich, daneben Wohn- und Büroanlagen, eine Shopping Mall und Hotels.

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Mit diesem Eindruck verabschiedeten wir uns von Usbekistan und fuhren zum Flughafen für den einstündigen Flug in die kirgische Hauptstadt Bishkek.


18.08.25

HY 777 Tashkent - Bishkek

A320, UK32017, Gate B10, Sitz 23 F

Startbahn 26 R, Landebahn 25

Flugzeit planmäßig 14:20 – 16:30, tatsächlich 14:41 – 16:46


Mein erster Abflug von einem Flughafen der ehemaligen Sowjetunion. Aber letztlich verlief alles unaufgeregt wie an jedem anderen Flughafen auch und ich konnte ohne Probleme durch die dreckigen Scheiben die Flugzeuge auf dem Vorfeld fotografieren. Unser Boarding mit dem Bus erfolgte pünktlich, aber dann warteten wir noch lange in der Maschine auf zwei weitere Passagiere, die endlich an Bord kamen. Vielleicht kamen sie mit einem verspäteten anderen Flug an.


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Um 14:49 Uhr hoben wir in Tashkent ab und nach einem Blick auf den Flughafen präsentierte sich Tashkent in seiner ganzen Pracht, als wir die halbe Stadt umrundeten, um Richtig Bishkek nach Nordosten abzudrehen. (Danke, Gottheit der Winde, dass du uns Westwind und somit den Start in diese Richtung beschert hast.)

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Flughafen Tashkent

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Tashkent – links der Bildmitte erkennt man den City Park mit dem Teich, darunter und etwas rechts die Kuppel des Basars.

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Wegen dem Blick auf das Tschatkal-Gebirge wollte ich unbedingt auf der rechten Seite am Fenster sitzen.

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Bishkek

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Um 16:40 Uhr setzten wir auf der Landebahn von Bishkek auf und erreichten schnell die Position am Terminal neben einigen Flugzeugen, die wir in der EU nie zu sehen bekommen, da wegen Sicherheitsbedenken alle kirgisischen Fluggesellschaften auf der Schwarzen Liste der EU stehen. Für Uzbekistan Airlines gilt dies nicht und sie kommt auch regelmäßig nach Frankfurt.

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Der kirgisische Reiseleiter empfing uns in der Empfangshalle und wir hoben an den Automaten im Flughafen, die zuverlässiger funktionierten als die in Usbekistan, gleich kirgisische Som ab. Gleicher Name, aber andere Währung. Ein Euro entspricht rund 100 Som und damit konnte man leicht rechnen. Für Nebenkosten wie Getränke, Trinkgelder und Souvenirs reichten etwa 60 € für die ganze Woche.

Nach einer kurzen Stadtbesichtigung in Bishkek ging es zum Yssikköl-See, dem zweitgrößten Hochgebirgssee der Welt. Im Lauf der Woche umrundeten wir den See entgegen dem Uhrzeigersinn und diesmal lag der Schwerpunkt auf Kennenlernen der Kultur und der Landschaft; weniger auf Bauwerken.

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Der Islam als Religion dominiert zwar, spielt aber längst keine so große Rolle wie in Usbekistan, da die Kirgisen als Nomaden lebten und das auch heute noch ihr Leben bestimmt. Der Volksheld war im 9. Jahrhundert Manas, der im Kampf gegen uigurische Eindringlinge die verschiedenen kirgisischen Stämme hinter sich versammelt hatte. Daher gilt er als Gründer der kirgisischen Nation. In hunderttausend Versen wird im Manas-Epos die Geschichte der kirgisischen Reiter beschrieben. (Das Nibelungenlied ist nichts dagegen.)

Das Manas-Denkmal in Bishkek vor der Nationalflagge, die auf rotem Grund das Kreuz im Dach einer Jurte stilisiert.

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Stündlicher Wachwechsel vor dem Denkmal.

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Mittags ging es mit dem neuen Reisebus hinaus aus Bishkek ins Gebirge Richtung Yssikköl-See. Die meiste Zeit fuhren wir parallel zur kasachischen Grenze, die teilweise nur ein paar hundert Meter entfernt war, so dass wir Kasachstan zumindest zu sehen bekamen.

Die Ortotokoi-Talsperre führt im Sommer sehr wenig Wasser.

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In einem Dorf nahe der Stadt Kotschkor besuchten wir eine kirgisische Familie auf ihrem Hof, die zusammen mit uns in einer halben Stunde eine klassische Jurte aufbaute und uns in der Jurte die Zeremonie vorführte, wie ein Säugling fast bewegungsunfähig in die Wiege gewickelt wird. Die Wiege enthält am Boden ein Loch und ein passendes Röhrchen leitet den Urin von der Öffnung der Harnröhre durch das Loch in ein Gefäß. Das Kind ist gesichert und kann nicht herausfallen oder sich einnässen. Auf uns wirkte das befremdlich, ist aber aus Sicht der Nomaden verständlich. Anschließend lud uns die Familie zum Tee ein und servierte dazu Borsok, frittierte Teilchen mit Marmelade oder Honig.

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Die Nächte verbrachten wir meistens in Lodges außerhalb der großen Städte mit interessanten Außenanlagen.

Am nächsten Tag erreichten wir den Yssikköl-See und fuhren am Südufer entlang mit großartigen Blicken ins Gebirge. Es waren nur noch rund 50 km Luftlinie bis zur Grenze nach China.

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Die Berghänge blieben von Werbung nicht verschont.

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Es ist kurios, auf welche Geschäfte wir bisweilen trafen. Auch beim Katzenfutter gab es zum großen Teil die gleichen Sorten wir bei uns.

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Im Tal des Terskej-Alatau-Gebirges wartete der Falkner mit seinen Adlern auf uns.

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Wir erlebten die Vorführung mit zwei Adlern und Pferden und durften auch unsere nicht vorhandenen Künste im Bogenschießen ausprobieren.

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Passgenau landete der Adler auf dem Arm des Falkners.

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Das war weniger spektakulär als es aussieht. Der Adler saß bereits auf dem Handschuh und wir steckten nur die Hand rein.

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Die Märchenschlucht ist durch Erosion durch Wind und Wasser entstanden. Ein verzweigter Canyon zieht sich durch die Berge und Hügel aus verschiedenfarbigem Lehm und erzeugt den Eindruck bunter Strukturen wie aus einem Märchen. Dazu hat man von oben noch den Blick auf das blaue Wasser des Sees und die Gebirgskette am gegenüberliegenden Ufer – 60 km entfernt.

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Die nächste Übernachtung hatten wir in einem Jurtencamp am Seeufer. Dabei erlebten wir nicht die ursprüngliche Version mit Jurten aus Filz und Matten und Decken am Boden, sondern die touristenfreundliche Version mit Betten und elektrischem Licht in jeder Jurte. Fürs Abendessen und die anschließende Folklore-Vorführung einer kirgisischen Familie gab es eine eigene Restaurantjurte, deren Dachöffnung noch schnell geschlossen wurde, denn als wir gerade mit dem Essen anfangen wollten, fing es an zu regnen.

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Neuer Tag, neue Schlucht. Diesmal das Tal der sieben Bullen, da die roten Felsen am Ufer des kleinen Flusses Dshety Ögüz an sieben Bullen erinnern soll, auch wenn wir nicht wirklich die Zahl sieben ausmachen konnten. Je nachdem, wie man die Felsen zählt, kommt eine andere Zahl heraus.

Zuerst der Felsen der gebrochenen Herzen.

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Die sieben Bullen.

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Weiter ging es in die Ortschaft Karakol, die viertgrößte Stadt Kirgistans.

Schlicht und einfach ein Hauseingang.

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Die russisch-orthodoxe Kirche der heiligen Dreifaltigkeit, die außen nur aus Holz erbaut wurde.

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Außerhalb von Karakol übernachteten wir auf einer Pferdefarm, deren Besitzer sich dem Agrotourismus verschrieben haben. Sie züchten Schafe, Pferde und Angus-Rinder, bauen Erdbeeren und Getreide an und haben auch noch ein Gästehaus mit einigen Zimmern. Als wir dort ankam, war gerade der Strom ausgefallen, da es einen Schaden bei der Stromleitung zur Farm gegeben hatte. Von Einbruch der Dunkelheit bis zur Schlafenszeit behalfen sie sich mit einem Diesel-Generator, so dass wir zumindest eine Weile am Abend Licht hatten.

Blick über das Gelände der Farm bis zum Gebirge.

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Albino-Pferd

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Das Gästehaus

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Skurrile Beobachtungen auf dem Weg, nun entlang des Nordufers. Ein Großteil der Strecke war Baustelle an Baustelle auf der Straße.

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Erst als wir uns dem touristisch besser erschlossenen Teil des Seeufers näherten, wurde auch die Straße besser. Wir blickten am Nordufer auf die Berge des Küngej Alatoo.

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Eine einstündige Bootsfahrt auf dem Yssikköl-See von der Ortschaft Tscholpon Ata.

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Ganz in der Nähe gibt es ein Petroglyphenfeld, ein Feld mit rund 5000 Felsgravuren aus der Zeit bis vor 4000 Jahren. Häufig waren Tiere wie Steinböcke zu sehen.

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Wir verließen den See und bogen auf dem Rückweg nach Bishkek in ein Seitental ab, das Tschong-Kemin-Tal. Ruhig und abgelegen, so war auch unsere Unterkunft, das Kemin Guest House. Der Stromausfall am Abend dauerte nur kurz. In dem Tal ging es ruhig und dörflich zu.

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Pferde als Transportmittel waren Alltag.

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Für uns gab es noch eine Vorführung im nahegelegenen Dorf. Mit Pferdekutschen wurden wir dorthin gefahren.

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Ich glaube, zum ersten Mal im Leben habe ich einer Sportveranstaltung bewusst zugeschaut: Ziegenpolo, eine in Zentralasien weit verbreitete Sportart. Sie wird aber sicher niemals olympische Disziplin werden. Eine geschlachtete Ziege ohne Kopf und ohne Hufte muss von den beiden Teams in das entsprechende Tor gebracht werden. Das ganze auf den Pferden. Nach dem Spiel wird die Ziege gegessen.

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Die Rolle des Hundes und zu welchem Team er gehörte, das erschloss sich uns nicht wirklich.

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Das Trinkgeld, das wir den Spielern gaben, wurde auf den Boden gelegt und im Ritt aufgesammelt.

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Nach dem Mittagessen (keine Ziege) ging es zurück nach Bishkek, die meiste Zeit entlang der kasachischen Grenze. Am Grenzzaun gab es immer wieder diese Wachtürme.

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Unsere letzte Station war der wieder sehr beeindruckende Osh-Basar, in dem man praktisch alles bekommen konnte.

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Der Metzger kannte alle deutschen Bundeskanzler der letzten 40 Jahre, alle Fußballnationalspieler und wollte gerne das Selfie mit mir haben. Ein herrlicher Moment!

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24.08.25

TK 345 Bishkek-Istanbul

A321Neo, TC-LPK, Gate 8, Sitz 30 A

Startbahn 25, Landebahn 35 R

Flugzeit planmäßig 10:20 – 13:20, tatsächlich 10:14 – 12:59

Kurz vor der Reise änderte der Flughafen Bishkek seinen Drei-Buchstaben-Code von FRU (Frunse, der Name der Stadt zu sowjetischen Zeiten) nach BSZ (Bishkek). Das führte dazu, dass unsere Tickets neu ausgestellt wurden und meine Sitzplatzreservierungen nicht mehr im System waren. Informiert wurde ich von Turkish Airlines darüber nicht, sondern entdeckte es zufällig selbst. Durch Chats mit Mitarbeitern konnte das wieder gerichtet werden. Auch am Flughafen Bishkek lief alles nach dem gewohnten Schema ab. Nur gab es wegen Bauarbeiten einige Umwege und vor der eigentlichen Sicherheitskontrolle wurde das Handgepäck schon einmal vom Zoll durchleuchtet.

 

Überpünktlich starteten wir, hoben um 10.30 Uhr Richtung Westen ab und überflogen erst einmal landwirtschaftlich genutzt Flächen, soweit das Auge reicht, dann stundenlang Wüsten.

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Hier die kasachische Wüste.

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Nach 90 Minuten Flugzeit erreichten wir Urgench inmitten der grünen Oase. An dem Flughafen am unteren Bildrand hatte zwei Wochen zuvor die Rundreise begonnen.

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Die turkmenische Wüste.

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Über das Kaspische Meer und Aserbaidschan und Armenien ging es zur Türkei und auf das Schwarze Meer. Wir hatten Glück, dass uns der Anflug einmal um Istanbul herumführte.

Die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke – eine der drei Brücken über den Bosporus, die den europäischen und asiatischen Teil Istanbuls verbinden.

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Das moderne Istanbul.

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Die Istanbuler Altstadt am Goldenen Horn.

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Vor uns im Anflug ein A320 der Air Arabia aus Sharjah, während die Frachtschiffe auf die Einfahrt in den Bosporus warten.

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Der frühere Flughafen Istanbul Atatürk, der heute noch Frachtflüge abwickelt. Die beiden Parallelbahnen sind schon zurückgebaut.

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Im Endanflug auf den jetzigen Istanbuler Flughafen.

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Im Hintergrund wird die sechste Startbahn gebaut, die als einzige nicht in Nord-Süd-Richtung angelegt ist, sondern Starts Richtung Osten ermöglichen soll.

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Um 12:49 Uhr setzten wir auf der rechten Bahn des mittleren Bahnenpaars auf und hatten diesmal weitaus weniger Rollzeit als nach der ersten Landung aus Frankfurt. Es blieben gut zwei Stunden, in der ich wieder Flugzeuge fotografierte. Man musste zum Umsteigen erneut durch die Sicherheitskontrolle, aber zufällig fand ich eine Abkürzung mit einer Kontrollstolle direkt über dem Gate für den Anschlussflug nach Frankfurt, so dass ich genügend Zeit hatte.


TK 1593 Istanbul-Frankfurt

A330-300, TC-JOE, Gate D17, Sitz 35 K

Startbahn 36, Landebahn 07 R

Flugzeit planmäßig 15:10 – 17:20, tatsächlich 15:34 – 17:42


War das ein Hickhack mit dem Sitzplatz. Nachdem ich im Chat die Reservierung wieder hergestellt hatte, kam am Tag vor dem Abflug eine Nachricht, dass aus „operationalen Gründen“ (also Flugzeugtausch) mein Sitzplatz nun in einer anderen Reihe wäre. Okay. Beim Einsteigen in Istanbul erlebte ich mit, wie die Gate-Agentin meine Bordkarte zerriss und mir kommentarlos eine neue aushändigte. Jetzt hatte ich doch wieder den ursprünglich reservierten Sitzplatz. Also wurde anscheinend der Flugzeugtausch wieder rückgängig gemacht. Es wäre aber schön gewesen, wenn die Dame zu mir wenigstens einen Satz gesagt hätte, als sie mir die neue Bordkarte überreichte.

Es ging wieder auf die östliche Startbahn 36 und um 15:50 Uhr hoben wir über das Schwarze Meer ab und erreichten erst wieder auf Höhe der türkisch-bulgarischen Grenze das Festland.

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Budapest in der Ferne.

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Aschaffenburg

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Wegen des Ostwinds umflogen wir einmal den Frankfurter Flughafen, um von Mainz kommend zu landen. Über dem Terminal 2 (rechts) sieht man den A321 der Lufthansa, der eben nach Kopenhagen gestartet ist.

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Auf der Startbahn West unter uns ist gerade ein A321 der Condor nach Ibiza abgehoben.

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Im Endanflug und diesmal die Startbahn West aus geringer Höhe und von der anderen Seite mit dem nächsten Start.

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Um 17.33 Uhr setzten wir auf der Südbahn in Frankfurt auf und erreichten die Parkposition am Gate B45 – für mich stets ein besonderer Moment, da ich von diesem Gate aus 1994 meinen allerersten Flug ab Frankfurt hatte. Die größte Überraschung: als wir das Gepäckband erreichten, wurden die Koffer bereits ausgeladen und ich hatte meinen Koffer nach wenigen Minuten in der Hand. Das hatte ich seit Jahren nicht mehr erlebt.

Eine spannende und ereignisreiche Reise kam zu ihrem Ende. Alles hatte wunderbar funktioniert und war großartig organisiert. Wir bekamen nicht nur die Sehenswürdigkeiten zu sehen, sondern auch viele Einblicke in das Leben der Usbeken und Kirgisen. In Usbekistan standen die Koranschulen, Moscheen und Mausoleen im Mittelpunkt, in Kirgistan das Nomadenleben und die Landschaft rund um den Yssikköl-See.


Copyright aller Fotos: Martin Stahl

 
 
 

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